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Marina Schürmann (Trauerbegleitung)

Über Ankerlicht

Marina Schürmann ist Trauerbegleiterin, Traumatherapeutin und Mediatorin.

Mit ihrem Unternehmen Ankerlicht  bietet sie Beratung und Unterstützung für Menschen in individuellen Bewältigungsprozessen an.

Im Zentrum ihrer Arbeit stehen dabei Menschen, die sich in oder nach Sterbe- und Trauerprozessen Begleitung wünschen, schwere Verluste bewältigen müssen, sich in krisenhaften Lebenssituationen befinden oder Traumatisierungen erlebt haben.

Außerdem richtet sich ihr Beratungsangebot, neben den betroffenen Menschen, ebenso an Angehörige und nahestehende Menschen sowie an professionelle Arbeitsfelder, die sich mit Fragen über Trauer oder Trauma konfrontiert sehen und Unterstützung oder Beratung suchen.

 

Was macht es uns so schwer zu trauern?

Wenn wir jemanden verlieren, wenn wir Trennungen erleben oder jemand in unserem nahen Umfeld stirbt, dann reagieren wir darauf mit einer unserer ursprünglichsten Emotionen. Wir trauern.
Trauer ist also zunächst eine angeborene Emotion und ein ganz natürlicher emotionaler Reaktionsmechanismus auf einen Verlust.
Aber trauern ist deshalb noch lange nicht einfach.
Wir wissen oft nicht wohin mit den vielen, teilweise chaotischen, Gefühlen in uns, die wir spüren, wenn wir trauern.
Wohin mit der Wut, mit der Leere, wohin mit der Angst vor der Zukunft, mit der Sehnsucht und dem Schmerz?
Oft fragen wir uns: Was ist normal? Bin ich normal? Wie lange darf ich trauern?

Das sind auch Fragen, die häufig von Angehörigen gestellt werden.

Die Gesellschaft und unser Umfeld haben großen Einfluss darauf, ob und wie wir trauern und manchmal trauen wir uns gar nicht (mehr) zu trauern.

Obwohl es Dinge und Phasen gibt, die trauernde Menschen ähnlich erleben, so  trauert doch jeder Mensch anders und braucht für diesen schmerzhaften und grundsätzlich heilsamen Prozess unterschiedlich lange.
Für einige von uns entwickelt sich dieser Prozess aber zunächst nicht heilsam, sondern wird zunehmend zu einer Belastung.
Zum einen, wenn wir das Gefühl haben, den Schmerz immer unterdrücken zu müssen und zum anderen auch, wenn das Gefühl entsteht, dass die Trauer das ganze Leben einnimmt und keine neue Perspektive für das eigene Weiterleben entsteht.

Oftmals macht ein Trauerprozess, der nicht zu einem Ende kommt oder unterdrückt wird, die Betroffenen und ihr Umgebung hilflos und lässt viele Fragen aufkommen.

Was aber macht es uns Menschen schwer zu trauern- uns das Trauern zu trauen?
Und was führt auf der anderen Seite dazu, dass die Trauer gar nicht mehr enden will?

Marina Schürmann hat sich mit ihrem Unternehmen Ankerlicht als Trauerbegleiterin und Traumatherapeutin darauf spezialisiert, Menschen in ihren Trauerprozessen zu begleiten und die Ursachen dafür zu finden, warum die betroffenen Menschen mit ihrer Trauer überfordert sind, um mit Ihnen Wege zu finden ihre Gefühle zuzulassen und die Verluste in das eigene Leben einzuordnen.

In dem Chat mit der Fragestellung „Was macht es uns so schwer zu trauern?“ sollen Menschen die Möglichkeit bekommen all ihre Fragen zu dieser Thematik zu stellen- zu ihrer eigenen Trauer aber auch zu dieser von Angehörigen oder Bekannten- und gemeinsam mit anderen TeilnehmerInnen einen Austausch zu dieser Thematik erleben.

Marina Schürmann steht dabei als Expertin für Trauerprozesse und  ihr Begleitung und mit ihrem Wissen über mögliche Ursachen von erschwerten Trauerprozessen an der Seite der Teilnehmenden.

 

Interview mit Marina Schürmann

Trauerportal: Wir freuen uns, dass wir Sie als Experten für unser Trauerportal gewinnen konnten. In welchen Themen, würden Sie sagen, kennen Sie sich besonders gut aus?

Marina Schürmann: 

  • Lebensverkürzt erkrankte Kinder und Jugendliche, plötzlicher Tod von Kindern
    • Auswirkungen der Diagnose einer lebensverkürzenden Erkrankung auf die Familie
    • Wege der Verarbeitung eines Abschiedes über Jahre-Auswirkungen auf die Trauer
    • Situation und Begleitung von Müttern
    • Situation und Begleitung von Vätern
    • Situation und Begleitung von Geschwisterkinder
    • Systemische Perspektiven und Auswirkungen der Situation in einer Familie
    • Trauernde Kinder und Jugendliche- Besonderheiten
    • Möglichkeiten der Unterstützung durch Hospize, Hospizdienste, Angebote zur psychosozialen Unterstützung von Geschwistern, Kinder und Eltern
    • Hilfen zur Trauerbegleitung, therapeutische Hilfen

 

  • Verlust von Mutter/Vater
    • Besonderheiten nach Erkrankung oder pötzlichem Tod
    • Trauer von verwaisten Kindern
    • Trauer von verwaisten Jugendlichen
    • Hilfe und Begleitung für trauernde Kinder und Jugendliche
    • Begleitung und Situation der hinterbleibenden Eltern
    • Neuordnung der Familie und ihrer Rollen
    • Familiensysteme als Trauersysteme
    • Hilfen zur Trauerbegleitung, therapeutische Hilfen

 

  • Trauerverarbeitung
    • Traueraufgaben und Trauerwege
    • Einfluss von Art und Umstand des Todes auf die Trauer
    • Entwicklungsaufgaben in der Trauer
    • Schwierigkeiten der Trauerverarbeitung
    • fixierte Beziehungen zu Verstorbenen

 

  • Trauer und Trauma
    • Mögliche Zusammenhänge zwischen Trauer und Trauma
    • Faktoren die dazu führen, dass ein Verlust zum Trauma wird
    • Auswirkungen eines Traumas auf die Fähigkeit zu trauern
    • Möglichkeiten der Begleitung und Therapie
    • Mehrgenerationale Traumatisierungen und Trauer

 

Trauerportal: Haben Sie persönlich bereits Trauer empfunden? Mögen Sie darüber kurz etwas erzählen?

Marina Schürmann: Als ich 13 war starb eine sehr gute Schulfreundin an einem Gehirntumor. Ihr Weg aus dem Leben war überaus bemerkenswert und hat mich sehr geprägt. Zwei Jahre später verunglückte einer meiner Brüder tödlich. In den Jahren danach mehrere gute Freunde. Trauer ist ein Gefühl, dass mich also seit meiner Jugend begleitet und mich viel über mich selbst gelehrt hat. Es hat mich mir näher gebracht.

 

Trauerportal: Sie führen eine hohe Anzahl von Beratungen und Begleitungen durch. Gibt es eine Situation, die Ihnen bis heute in Erinnerung geblieben ist, die Sie besonders berührt hat?

Marina Schürmann: Die Begleitung eines kleinen Jungen, der nicht sterben wollte, weil seine Eltern sich in der Zeit seiner Erkrankung getrennt haben. Die Begleitung dieser Familie war sehr eindrücklich für mich.

 

Trauerportal: Trauer ist normal und gehört zum Leben dazu. Trotzdem versuchen viele Menschen, dieses Thema zu umgehen. Was ist Ihre Motivation sich beruflich mit Trauer zu beschäftigen und Trauernde zu begleiten?

Marina Schürmann: Ich möchte Menschen auf ihren Wegen mit der eigenen Trauer begleiten. Menschen sind ihrer Trauer gegenüber häufig skeptisch und wissen die Gefühlen in ihnen nicht immer gleich einzuordnen. Ich möchte ihnen zur Seite stehen, sowohl in der Zeit des Abschiedes vor dem Tod ihres lieben Menschen, als auch in der Trauer danach.

 

Trauerportal: Um die Kraft aufzubringen trauernde Menschen zu begleiten, ist es besonders wichtig auch gut für sich selbst zu sorgen. Welche Möglichkeiten im Umgang mit der eigenen und der Trauer von Betroffenen haben Sie für sich gefunden?

Marina Schürmann: Ich denke, dass es in dieser Arbeit sehr wichtig ist, gut für sich selbst zu sorgen. Ich nehme regelmäßig an Supervisionen teil und tausche meine Erfahrungen mit anderen Professionellen aus. Ich versuche außerdem in meinem Privatleben viele Dinge zu tun, die mit meiner Arbeit wenig zu tun haben. Ich treibe Sport und genieße die Zeit mit meinem Hund oder mit guten Freunden zusammen zu sein.

 

Trauerportal: Die virtuelle Beratung und Begleitung (hier der Chat und das Forum) trauernder Menschen bringt besondere Herausforderungen mit sich. Was ist Ihre Intention daran teilzunehmen und was erhoffen Sie sich von diesem Angebot?

Marina Schürmann: Ich denke, dass Trauer und Sterben in unserer Gesellschaft trotz zunehmender Bewusstheit immer noch in vielen Bereichen am Rande, als unangenehme Themen, behandelt werden.

Das Internet ist der modernste öffentliche Raum und noch dazu einer, in dem Menschen die Möglichkeit haben sich zu informieren, ohne sich zeigen zu müssen. Ich denke, durch die Arbeit im Internet erreichen wir somit vielleicht andere Gruppen von Menschen, als mit unserer täglichen Arbeit im Hospiz oder der Praxis als Trauerbegleiter, zum Beispiel jüngere Generationen oder Menschen, die der Thematik eher mit Unsicherheit begegnen. Vielleicht gelingt es uns ein wenig eine Brücke zu sein, auf dem Weg zu einem normalisierten, gesellschaftlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer.

Ich freue mich sehr auf die Arbeit in dieser Form.

 

Vielen Dank für das Interview!